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Mahnmal zur Erinnerung an fünf ermordete Zwangsarbeiter in Heidelberg-Rohrbach

 

 

Mahnmal_002_Foto IGM

von links nach rechts: OB Würzner Stadt Heidelberg, Michael Lingrên, Mirko Geiger IGM Heidelberg, RA Wolfgang Stather
Foto IG Metall

 

Rede zur Übergabe des Mahnmals zur Erinnerung an fünf ermordete Zwangsarbeiter,
gehalten von Oberbürgermeister Würzner der Stadt Heidelberg

 

DER OBERBÜRGERMEISTER DER STADT HEIDELBERG

Grußwort zur Übergabe des Mahnmals zur Erinnerung an fünf ermordete Zwangsarbeiter

08. 05.2015, 11:00 Uhr

Am Wasserturm, HD-Rohrbach

Es gilt das gesprochene Wort!

Begrüßung

Lieber Herr Mirko Geiger als Bevollmächtigter der IGMetall Heidelberg,

lieber Herr Wolfgang Stather, als Vertreter desRechtsbeistands der Kanzlei Stather,

lieber Herr Michael Lingrěn, liebe Gäste als Oberbürgermeister heiße ich Sie herzlich willkommen zur Übergabe des Mahnmals zur Erinnerung an fünf ermordete Zwangsarbeiter. Nach dem Zeugnis der in den Heidelberger Archiven

verwahrten Unterlagen arbeiteten und lebten zwischen 12.000 und 15.000 ausländische Kriegsgefangene und Zivilisten während des Zweiten Weltkriegs in Heidelberg. Einsatz in allen Wirtschaftsbereichen Heidelberg besaß in dieser Zeit gewissermaßen die Funktion einer „Drehscheibe“ für Zwangsarbeiter für einen weit über die Stadtgemarkung hinausgehenden Einzugsbereich. So kamen die in Heidelberg erfasstenZwangsarbeiter u.a. auch in Mannheim, Schwetzingen, in den an der Bergstraße gelegenen Ortschaften sowie über den ganzen Kraichgau verteilt zum Einsatz. Dies unterstreicht die besondere Bedeutung des Themas für Heidelberg. Und wie überall, so wurden die Fremdarbeiter auch in

Heidelberg in durchweg allen Wirtschaftsbereichen eingesetzt: In öffentlichen Einrichtungen – zuvorderst in der Stadtverwaltung und den städtischen Versorgungsbetrieben, an der Heidelberger Universität sowie in Krankenhäusern und Schulen –, in Gewerbe und Industrie, bei der Reichsbahn, im Handwerk, in Handel und Verkehr, bei Landwirten, in der Gastronomie und in renommierten Hotelbetrieben; nicht zu vergessen als Haushaltshilfe bei Privatleuten. Also keinesfalls allein in unmittelbar kriegswichtigen Bereichen. Zudem wurden in den klinischen Einrichtungen der Universität

zahlreiche Fremdarbeiter medizinisch versorgt. Der Einsatz dieser Menschen erfolgte in der Regel weder freiwillig noch unter humanen Bedingungen. Dass dies nicht vergessen wird, daran soll uns dieses Mahnmal erinnern!

IT-gestützte Erfassung der Zwangsarbeiterunterlagen Stadt und Universität haben sich bereits vor Jahren zu ihrer Verantwortung bekannt und gemeinsam durch ihre Archive die verfügbaren Geschichtsquellen in einer Datenbank aufbereiten lassen. Von 2001 bis 2006 erfolgte die IT-gestützte Erfassung der Zwangsarbeiterunterlagen und die Datenaufbereitung im Blick auf eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas. Eine Datenmenge im Umfang von ca. 35 laufenden Regalmetern Schriftgut, formiert in rund 31.000 Karteikarten und ca. 340 Stehordnern mit personenbezogenen Einzelfallunterlagen sowie zusätzlich Krankenakten der Universität. Begleitend erfolgten die Sicherung/Digitalisierung der

Unterlagen durch den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen und die Bereitstellung dieser Daten auch für die

„Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zwecks Erleichterung der Abwicklung von Suchanfragen und Zwangsarbeiterentschädigungsverfahren. Dank dieser umfangreichen Datenaufbereitung konnten ebenfalls Auskünfte an

Heidelberger Firmen (u.a. Heidelberger Druckmaschinen, Grimmig, Graubremse/Haldex) erteilt werden. Will sagen: Über das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse hinaus ging es stets auch um den rascheren Datenfluss im Interesse

der Überlebenden. Untersuchung von Alice Habersack Und schon bei diesem IT-gestützten Erfassungsprojekt

standen die IG-Metall Heidelberg und ihr Bevollmächtigter Mirko Geiger sowie als Rechtsvertreter die Heidelberger Rechtsanwaltskanzlei Wolfgang Stather nicht allein mit gut gemeinten Anregungen, sondern ebenfalls mit finanzieller Hilfe zur Seite. Auch daran soll heute dankend erinnert werden!

Mit der vom Stadtarchiv Heidelberg 2013 herausgegebenen Untersuchung von Alice Habersack ist das Thema „Fremdarbeiter in Heidelberg während des Zweiten Weltkriegs“ profunde und detailreich aufgearbeitet worden. Auch diese an der Pariser Sorbonne entstandene Dissertation profitierte wesentlich von den seitens der gemeinschaftlich von

Universitäts- und Stadtarchiv geleisteten Vorarbeiten. Lang zurückliegende Schicksale zu verstehen, bedarf es der Kenntnis des historischen Kontexts. – Schicksale nachzuempfinden und daraus gar Lehren für die Zukunft zu ziehen, dazu bewegt uns allzu oft erst die Kenntnis plastischer, menschlich aufrührender Einzelfälle …Hinrichtung von fünf

jungen Russen am 28.08.1944 die auf dem Gelände der Fuchsschen Waggonbaufabrik am Vormittag des 28. August 1944 erfolgte Hinrichtung von fünf jungen Russen – keiner unter ihnen älter als 22 Jahre –, ist so ein Einzelfall.

Wie schwer es dabei mitunter bis hinein in unsere Tage fällt, Licht in das Geschehen vor annähernd 75 Jahren zu

bringen, verdeutlicht der lange Weg bis zur heutigen Mahnmalübergabe im Jahr 2015:

Seit einer von der Verwaltungsstelle der IG-Metall Heidelberg bereits 1986 herausgegebenen Schrift wissen wir um einen Augenzeugenbericht, der kurz, knapp und vor allem leider undatiert eine auf dem Werksgelände vollstreckte

Hinrichtung überliefert. 1997 ist dann die IG-Metall Heidelberg offiziell an die Stadtverwaltung mit der Bitte herangetreten, Nachforschungen zur Hinrichtung russischer Zwangsarbeiter auf dem Gelände der Fuchsschen Waggonfabrik anzustellen. Hierbei wird erstmalig das Ziel benannt, ein Denkmal für die ermordeten Zwangsarbeiter aufzustellen.

Keine genauen Angaben durch Zeitzeugen ohne genauere Datierung bleiben die Recherchen des Stadtarchivs in

einem personenbezogen strukturierten Bestand aus tausenden Karteikarten und hunderten Stehordnern, in denen nicht weniger als etwa 27.000 Einzelpersonen ausgewiesen sind, beinahe erwartungsgemäß das erhoffte Ergebnis schuldig.

Daraufhin veröffentlicht das Stadtarchiv im Stadtblatt und in der Rhein-Neckar-Zeitung ein Foto, das Zwangsarbeiter bei der Fuchsschen Waggonbau zeigt, und bittet die Bevölkerung um Mithilfe. – Aber allein drei Zeitzeugen melden sich telefonisch, können nicht mehr als die bekannte Hinrichtung bestätigen, diese jedoch nur vage auf die Jahre von

1941-44 eingrenzen. Die Namen der Hingerichteten als auch den Hinrichtungsgrund vermag keiner zu benennen.

Keiner der Zeitzeugen ist überdies bereit, seine Erinnerung mit Angabe seiner Kontaktdaten, seinem Namen über das Telefonat hinaus öffentlich zu machen –

Das mag mit so viel zeitlicher Distanz zum Geschehen unverständlich, ja befremdlich anmuten. Wichtiger ist mir

persönlich aber: Wichtigkeit derartiger Mahnmale Es macht uns deutlich, wie sehr es derartiger Mahnmale bedarf, um gerade die Schattenseiten unserer Geschichte zu bewältigen und dabei nicht zuletzt den

Opfern von damals erinnernd zu gedenken. Und um auf diese Weise wenigstens im Nachhinein die Opfer nicht

totzuschweigen, sie in Form dieses Mahnmals sozusagen in unsere Mitte zu stellen und ihnen damit sozusagen auch ein Stück Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen. Zurück zu unserer Spurensuche: Jahre vergehen. Das ITgestützte

Erfassungsprojekt der Zwangsarbeiterunterlagen wird mit maßgeblicher Unterstützung von IG-Metall Heidelberg und der Kanzlei Stather erfolgreich zum Abschluss gebracht. In der Folge wird dieser Dokumentationsbestand stärker nachgefragt. Und damit gerät immer wieder auch die Frage nach dem konkreteren Szenario der damaligen Hinrichtung in den Fokus. Zwischenzeitig wächst dem Stadtarchiv turnusmäßig eine ältere Charge an Sterbebüchern zu.

Endlich, die Nadel im Heuhaufen! – Anhand der neu übernommenen Sterbebücher, weiterer Unterlagen, Einzelanfragen von Benutzerseite und auf Basis archivintern im Zuge des Zwangsarbeitererfassungsprojekts angelegter

Handakten zeigen sich Auffälligkeiten: Unterlagen von Notariat und Standesamt enthüllen Namen In den Listen des Notariats Heidelberg und des Standesamts lassen sich fünf Personen ermitteln, für die jeweils gleichlautend der 28. August 1944 als Sterbedatum ausgewiesen ist. Aus anderen Listen bestätigt sich zwar nicht der Todestag, aber doch ein

vermerktes gemeinsames, für sich allein unauffällig anmutendes, Beschäftigungsende. Und in den Beilagen zum

Sterbebuch findet sich schließlich gar der Hinweis: „wegen Beraubung von Eisenbahnwagen erhängt“. (aus heutiger Sicht würden wir sicherlich eher von Mundraub aus blanker Not sprechen!).

Das gemeinsame Sterbedatum schließlich hat die fünf Opfer, die nun auch namentlich benannt werden können, wieder zusammengeführt! Und das Thema Zwangsarbeit in Heidelberg hat damit ein konkretes Gesicht bekommen.

Engagement der IG Metall

Endlich konnte die Verwirklichung des schon 1997 anvisierten Mahnmals angegangen werden: Die IG-Metall Heidelberg stellt damit einmal mehr ihr Engagement für eine Aufarbeitung der Heidelberger NS-Geschichte, aber ebenso der Heidelberger Wirtschafts- und Sozialgeschichte unter Beweis. In ihrem Auftrag soll der Bildhauer und Maler Michael Lingrěn ein Mahnmal erstellen.

Dank an Projektbeteiligte

Zunächst ist an eine Metalltafel gedacht und Kulturamt und Stadtarchiv werden unterstützend tätig. Mit dem bald ins Auge gefassten Aufstellungsort am früheren Fuchsschen Wasserturm in Heidelberg-Rohrbach entwickelt sich aus der Tafel jedoch ein gut 3,50m hohes Objekt. Dessen Aufstellung erfordert die tätige Amtshilfe des Landschafts- und

Forstamtsamts der Stadt Heidelberg, beim Fundament, als auch durch Anböschen und Aufpflasterung der beiden

Zugänge.

Stellvertretend möchte ich hier meinen städtischen Mitarbeitern Wolfgang Morr und Norbert Penninger, aber auch allen weiteren Beteiligten seitens des Landschafts- und Forst-, des Kultur-, des Vermessungsamtes, des Amts für Öffentlichkeitsarbeit als auch des Stadtarchivs herzlich danken.

Kyrillische Übersetzung von Prof. Dr. Jekatherina Lebedewa

Die beiden Zugänge eröffnen den Blick auf zwei Tafelseiten. Denn rasch war klar, dass der an die Hinrichtung

erinnernde Text auch in der Sprache der Opfer aufgenommen werden sollte. Für die korrekte kyrillische Übersetzung haben wir der Leiterin der russischen Abteilung am Seminar für Übersetzen und Dolmetschen an der Heidelberger

Universität, Frau Prof. Dr. Jekatherina Lebedewa und ihren Studentinnen und Studenten sehr zu danken.

Damit hat das Mahnmal, noch ehe es überhaupt der Öffentlichkeit übergeben wurde, bereits bei unserer jüngeren

Generation den Anstoß zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte gegeben. Das zeigt uns zugleich, wie rasch und positiv derartige Impulse unser Geschichtsbild und unser Handeln mitbeeinflussen können.

Frau Prof. Dr. Lebedewa ist heute leider verhindert, weshalb ich die unter Leitung von Frau Helga Ignatyeva anwesenden Studierenden ihr meinen ausdrücklichen Dank zu übermitteln bitte.

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit der IG-MetallHeidelberg

Schließlich freue ich mich über die enge, gute und die selbst über lange Jahre hinweg letztlich so erfolgreiche

Zusammenarbeit mit der IG-Metall Heidelberg. Hierbei haben IG-Metall Heidelberg, lieber Herr Geiger, lieber Herr Stather, und die von mir dazu ermunterten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung große Beharrlichkeit bewiesen. Keiner der Beteiligten hat das Ziel aus den Augen verloren und unserer Stadt nunmehr dieses Mahnmal geschenkt, das kein Unrecht verschweigt, und so uns allen und unserer Jugend Appell und Verpflichtung zugleich zu mehr

Menschlichkeit sein soll!


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